Ich gebe zu: Auch ich hätte vor zehn Jahren nicht damit gerechnet, dass ich mal ein Experte für Hundesonnenbrillen werde. Für mich waren Sonnenbrillen für Hunde bestenfalls eine Erinnerung an Top Gun und etwas, was man alle drei Urlaube irgendwo liegen lässt. Aber bisher ist noch keine Hundebrille bei meinen Reisen mit meinem Hund auf den Kanaren verloren gegangen! Von einem Hund mit Sonnenbrille hatte ich noch nie gehört. Doch 2012, als mein Hund an Schäferhundkeratitis erkrankt ist, hat sich das geändert.
Mit meinem schwarzen Altdeutschen Schäferhund Grinch hat sich eben alles verändert.
Wie alles begann: Diagnose Schäferhundkeratitis
Ich habe mit Grinch die Ausbildung zum Lawinenhund abgeschlossen, als er gerade mal 3 Jahre alt war. Dabei fiel auf, dass sich auf seinen Augen eine Art graue Trübung breitmachte. Die schien ihn nicht groß zu stören und auch sein Sehvermögen erst mal nicht zu beeinträchtigen.
Aber wie ordentliche Hundepapas so sind, wurde mir etwas mulmig. Zuerst dachte ich an grauen Star und raste doch zum Tierarzt.
Der konnte mir zwar die Angst vor dem Grauen Star nehmen, hatte aber einen nicht minder schweren Hammer für mich: Schäferhundkeratitis. Nicht heilbar. Lebenslang Medikamente nehmen. Da musste ich schon ziemlich schlucken.
Lernen, die Hundesonnenbrille zu akzeptieren
Schäferhundkeratitis ist eine Hornhautentzündung, die den Hund erblinden lässt, wenn sie unbehandelt bleibt. Durch intensives UV-Licht verschlechtert sich die Krankheit – und was gibt es bei Schnee in Hülle und Fülle? Natürlich Sonnenlichtspiegelung. Na danke. Für ein Leben auf der Ravensburger Hütte gehört Sonne zwangsläufig dazu.
Ich überlegte und recherchierte lange, wie ich Grinch das Leben erleichtern konnte. Dann erzählte mir mein Tierarzt zum ersten Mal von Hundesonnenbrillen. Ich habe vermutlich geguckt wie ein Schaf, aber: Wenn es hilft, sollten wir es probieren. Besser ein Hund mit Sonnenbrille als ein Hund ohne Augenlicht.
Also Sonnenbrillen gekauft und ran an den Hund. Denn mit „mal eben“ hat das nichts zu tun. Grinch und ich haben insgesamt ein halbes Jahr gebraucht, bis die Brille im wahrsten Sinne des Wortes saß.
Hundesonnenbrillen ähneln ein wenig Taucherbrillen, da sie den Bereich um die Augen abschließen – schließlich darf kein Licht durchkommen. Und an das Gefühl, dass etwas so Großes und Störendes auf ihrem Kopf bleiben muss, musst du den Hund erst mal langsam gewöhnen.
Er wird automatisch versuchen, mit den Pfoten das störende Etwas loszuwerden. Deswegen haben Grinch und ich mit Sekunden begonnen, sodass er merkte, dass ihm die Brille nichts tat und ich sie ihm immer wieder abnehme und uns dann langsam vorangetastet. Das haben wir so lange ausgeweitet, bis er gar kein Problem mehr mit dem Tragegefühl hatte. Allerdings hatten wir dabei einen ordentlichen Verschleiß. Am Anfang habe ich die Sonnenbrillen im 10er-Pack gekauft, weil sie durch das ständige Auf- und Abziehen kaputtgingen.
Der Alltag mit Schäferhundkeratitis und Hundesonnenbrille
Für Grinch und mich ist die Hundesonnenbrille inzwischen so alltäglich wie die Leine und das Leckerli zum Liebhaben. Ich bin einfach nur froh, dass wir die Schäferhundkeratitis früh genug erkannt haben und mit der Sonnenbrille für Hunde ein einfaches Hilfsmittel zur Hand haben, durch welches sich die Erkrankung nicht weiter verschlimmert.
Wenn da nur nicht der Rest der Welt wäre. Die Flut von Social-Media-Posts mit Hunden, die Menschensonnenbrillen tragen, hat da auch nicht wirklich geholfen. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich auf meinen „coolen Hund“ angesprochen oder auch sogar als Tierquäler beschimpft wurde, selbst wenn ich erkläre, dass die Hundesonnenbrille für Grinch medizinisch notwendig ist. Es nervt uns beide nur noch.
Wir lieben das gemeinsame Reisen – aber inzwischen meiden wir Plätze, an denen sich normalerweise allzu viele Touristen aufhalten. Am liebsten bleiben wir wie beim Vanliving auf den Kanaren einfach komplett für uns. Über unsere Erfahrung mit Hund auf den Kanaren berichten wir hier auch.